Pünktlich zur Sommersonnenwende warf Spectra Logic seine Glaskugel an für den Data Storage Outlook 2022. Bereits zum siebten Mal fasst der Storage-Riese die Erfolge der Branche zusammen und prognostiziert technologische Entwicklungen.
Wir wissen auch ganz ohne Blick in die Zukunft, dass die zu speichernden Datenmengen steigen und künstliche Intelligenz sowie maschinelles Lernen, IoT und Streaming neue Anforderungen an Speicherkapazität, Leistung, Flexibilität und Nachhaltigkeit stellen. Im Data Storage Outlook 2022 betrachtet Spectra aktuelle Technologien wie persistente Speicher (PMEM), Flash, HDD, Bänder, optische Speichermedien oder die Cloud und hält Ausschau nach Speicherinnovation am Horizont. Für IT/Storage-Professionals ist vieles sehr offensichtlich, was die Experten für ihren Report zusammengetragen haben. Anderes ist nicht ganz so offensichtlich.
Zum Beispiel sagt Spectra Persistent Memory aka Storage Class Memory (SCM) rosige Zeiten bzw. großen Wachstum voraus. Wir sind skeptisch. Zwar sehen wir immer mehr Lösungen, die auf SCM aufbauen – aber eben auch andere Ansätze wie DPUs oder Computational Storage. Außer Intel – und selbst die nur sehr verhalten – gibt sich aktuell niemand Mühe, PMEM großartig weiterzuentwickeln.
Dass sich PCIe Gen 5-Produkte noch in einem frühen Stadium befinden, ist nicht schwer zu erraten. Genauso offensichtlich ist die zunehmende Verwendung von Flash in HDDs, um deren Kapazität und Leistung zu verbessern. Das drehende Rost gibt es mittlerweile fast nur noch als 3,5” Nearline (2nd Tier). Diverse Hersteller suchen weiter den Stein der Weisen: WD entwickelt HAMR, Toshiba setzt auf MAMR (Microwave Assisted Magnetic Recording). Seagate fährt mehrgleisig und gibt keiner Methode den Vorzug.
Nach wie vor großer und wachsender Beliebtheit erfreut sich Shingled Magnetic Recording (SMR). Waren es 2021 noch 15% Marktanteil, bis 2025 sollen es stolze 60% sein. WD hält mit OptiNAND dagegen. Herkömmliches CMR (Conventional Magnetic Recording) ermöglicht Platten mit 20TB, für HAMR sind 26TB angekündigt, wahrscheinlich ab Herbst.
NAND-Flash wird dominiert von 3D NAND, TLC und vermehrt QLC. Erste PLC-Produkte sind bereits angekündigt. Spannend wird auf jeden Fall das Zone-based Flash Translation Layer (ZFTL), mit der sich der gesamte Flash-Speicher in mehrere Zonen unterteilen lässt. Diese Zonen können Anwendungen exklusiv zugewiesen werden. Damit müssen sich z. B. einzelne VMs nicht mehr um einen Bereich streiten. In dem Zusammenhang interessant ist die Ankündigung zweier neuer Storage Tiers:
- Project Tier für data ingest und mit scratch space für WIP
- Perpetual Tier für data exchange und Rechenergebnisse
Spectra wirft in seinem Report noch die Optical Disk in die Arena. Lasst uns kurz nachdenken. Nei. Das war, ist und bleibt eine Nische. Dann doch lieber weiter Tape.
Tape gibt es immer öfter auch mit Support der AWS S3 Glacier-Schnittstelle. LTO-9 kam mit einiger Verspätung im Herbst 2021 und fasst 18 TB native. Compressed passen bis zu 45 TB auf eine Cartridge. LTO-10 mit 36 TB native und 90 TB compressed ist bereits angekündigt, braucht aber neue Magnetpartikel. U. a. Fujifilm forscht daran mit Release Date unbekannt. Berechtige (?) Kritik seitens der Industrie: die Entwicklung passiert zu langsam.
Diverse Anzeichen verleiten die Spectra-Zukunftsforscher zur Annahme, dass 2022 weitere, speziell für die Cloud entwickelte Produkte auf den Markt kommen werden für eine nahtlose Integration von Anwendungen in die Speicherinfrastruktur unabhängig vom Speicherort: Cloud, Multi-Cloud und On-Prem. Anwender sollen sich nicht mehr um das zugrunde liegende Speichersystem kümmern müssen. Daten werden richtlinienbasiert automatisch auf die richtigen Speicherebene am richtigen Speicherort zur richtigen Zeit verschoben. Wir mögen uns irren, aber machen Data-Management-Plattformen das nicht bereits seit geraumer Zeit? Und zwar sowohl mit Unterstützung künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernens? Interessant könnte werden, wenn die momentan noch extern notwendigen Data Mover später in Apps integriert sind. Inwieweit die eigene Produktpalette Pate der Voraussicht ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Traurig stimmt uns, dass es LTO-Drives nur noch von IBM gibt und Medien lediglich von Sony und Fujifilm.
Keinen Lichtstreif am Horizont sehen wir in Bezug auf die Standardisierung von Object-Storage – abgesehen vom de-facto-Standard Amazon S3.
A pros pos Cloud
Cloud Storage und der PUE. Tape hat über die Laufzeit den mit Abstand kleinsten CO2-Abdruck. Hyperscaler sind sicher effizienter als die unzähligen Rechenschmieden jedes einzelnen Unternehmens. Daher befürchten die Experten bei Spectra, dass der Verbrauch von Energie aus nicht erneuerbaren Energiequellen zunehmen wird. Gleichzeitig nimmt die Sorge um die globale Erwärmung zu. Die Herausforderung wird also sein, den Energiehunger der IT, der in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um das Sechsfache steigen wird, zu befriedigen und gleichzeitig die damit verbundenen CO2-Emissionen zu verringern.
Den Report gibt es auf der Website von Spectra Logic zum Download (Regwall).